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Ü55-Weltmeister Fritsche unterstützt die FCSP-Squasher als Gastspieler

Die Squasher des FC St. Pauli freuen sich sehr darüber, dass der Ausnahmespieler Predi Fritsche (auf dem Foto links; rechts FCSP-Squashspieler Stephan Blanquett) das Oberliga-Team in der aktuellen Saison als Gastspieler unterstützen wird. Der Ausnahmespieler hat vor wenigen Wochen in Amsterdam den WM-Titel im Ü55-Feld gewonnen. Somit bereichert ein World Champion unser Oberliga-Team, das am Sonnabend (14.9.) in Halstenbek in die neue Saison startet. Vor dem Saisonstart haben wir mit Fritsche über den Gewinn des WM-Titels und seinen Gastspieler-Einsatz für unser Squash-Team gesprochen.

Moin Predi, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des WM-Titels! Erzähl doch mal: Wie hast Du die Woche in Amsterdam und Deinen großen Erfolg erlebt?

Danke für die Glückwünsche! Es war eine außergewöhnliche Woche in Amsterdam, sportlich gesehen definitiv die beste meines Lebens. Ein härteres Turnier gibt es weltweit im Squash nicht, ein 128er-Feld haben nicht mal die Profis bei ihrer WM. Und dieses Feld war das Stärkste, in dem ich jemals gespielt habe. Es waren etliche Ex-Profis im Feld, einige aus den Top12 der Welt. Sieben Matches in acht Tagen sind wirklich hart. Man muss körperlich topfit sein, mental ebenfalls – Leistungssport entscheidet sich am Ende immer im Kopf. Was wirklich unglaublich geholfen hat, war der Support, den ich täglich erfahren habe. Irgendwann dachte ich, dass mein Handy das nicht mehr lange mitmacht (lacht). Hunderte Nachrichten aus ganz Deutschland und von meinen weltweit verteilten Squash-Freunden. Das war jeden Tag Gänsehaut-Feeling und hat mich unheimlich motiviert. Vielen Dank nochmal an jeden Einzelnen!

Wann war Dir klar, dass Du ganz vorn landen kannst?

Ich habe gespürt, dass ich von Runde zu Runde besser spiele. Mit zunehmendem Selbstvertrauen hatte ich das Gefühl, dass es sehr weit gehen kann. Der Knackpunkt war mein Fünfsatz-Sieg gegen den Franzosen Jean-Jacques Pineau. Er war an 3/4 gesetzt und einer der Top-Favoriten. Und als ich dann im Viertelfinale gegen den Spanier Jesus Souto 3:8 im fünften Satz hinten lag und das Spiel noch umbiegen konnte, kam in mir erstmals das Gefühl hoch, dass ich Gold holen und tatsächlich Weltmeister werden kann. Mir schien, als würde mich irgendeine Kraft durch das Turnier tragen. Es gab dafür ständig kleine Anzeichen und irgendwann fing ich wirklich an, dran zu glauben.

Gab es abseits der Spiele ein besonderes Erlebnis, von dem Du berichten kannst?

Mein coolstes Erlebnis der WM-Woche hatte tatsächlich mit Fußball zu tun. Die ganze Woche über gab es einen sehr prominenten Zuschauer. Er war jeden Tag da und hat sich mit Freude die Spiele angeschaut. Nach meinem Halbfinalsieg, meinem dritten Fünfsatzmatch in Folge, kam er auf mich zu, um mir zu gratulieren. Es war die Fußball-Legende Marco van Basten. Ich war etwas überrascht, aber fühlte mich natürlich sehr geehrt. Er ist ein supernetter, respektvoller Typ. Wir plauderten ein wenig und er sagte mir, dass er schon sehr lange selbst Squash spielt und den Sport sehr liebt. Wenn ich mal wieder in Amsterdam sein sollte, werden wir ein Stündchen Squash zusammenspielen.

Was waren denn bisher Deine sportlich größten Erfolge?

Der Gewinn der Weltmeisterschaft ist natürlich der größte Erfolg meiner Karriere. Es gibt nichts Größeres, als die World Masters zu gewinnen. Mein zweitgrößter Erfolg ist der EM-Titel Ü40, den ich 2011 in Porto errungen habe. Und um als Neu-St.-Paulianer nochmal einen Bezug zum Fußball zu schlagen: Ich habe den EM-Titel damals im "Estadio do Dragao", dem Stadion des FC Porto, gewonnen. Das Squashcenter befand sich im Bauch des Stadions. 2009 (Ü40) und 2017 (Ü45) wurde ich jeweils Vize-Europameister. Außerdem bin ich zehnfacher Deutscher Meister, die Titel habe ich in jeder Altersklasse geholt, ab Ü35 bis Ü55 mindestens einen Titel. In der Ü40 waren es vier Titel in Folge.

Nach dem Gewinn des WM-Titels: Welche sportlichen Ziele hast Du noch?

Mein letztes Ziel ist es nun, noch die British Open Masters zu gewinnen. Sie sind das sogenannte "Wimbledon des Squash", das älteste und traditionsreichste Squash-Turnier der Welt. Dieses Ziel werde ich nächstes Jahr angehen. Sollte ich die British Open gewinnen, hätte ich den sogenannten Grand Slam im Squash komplett. Dieser besteht aus Siegen bei WM, EM, nationaler Meisterschaft und eben der British Open. Erst zwei Spieler haben das jemals geschafft. Ich wäre zu gerne der Dritte. 

Und wie kommt es, dass Du als Dortmund-Fan das Oberliga-Team unseres FC St. Pauli als Gastspieler unterstützt?

Meine Frau Andrea ist ein richtiges „Ruhrpottkind“ und in Dortmund geboren. Diese Stadt verkörpert Fußball wie kaum eine zweite. Der BVB ist der größte Stolz und Botschafter der Stadt. Es ist ein großes Erlebnis, an Spieltagen in der Stadt zu sein. Hinzu kommt, dass ich ein großer Fan der Menschen aus dem Ruhrpott bin. Herzlich, authentisch, ehrlich! Seit es die Gastspielerregelung im Squash gibt, darf man ja in zwei unterschiedlichen Bundesländern spielen. Ich spiele noch für ST Aplerbeck-Dortmund in der höchsten Masters-Liga. Aufgrund der Entfernung spiele ich dort natürlich eher selten, aber es ist immer eine große Freude, mit meinen Pott-Jungs zu spielen. Nun zurück zu der eigentlichen Frage. Der Grund, warum ich für St. Pauli in der ersten Squashmannschaft spielen werde, ist einfach erzählt. Ich mag den FC St. Pauli als Gesamtverein und ich finde das Squash-Projekt total spannend! Eine junge, ambitionierte Abteilung mit einem guten Mix aus älteren Spielern und einigen "jungen Wilden", die mir alle sehr sympathisch sind. Meine Zeit wird es nicht zulassen, dass ich alle Spiele machen kann, aber ich werde so oft spielen, wie es nötig ist, um in der Liga zu bleiben. Das ist das ausgerufene Ziel und das werden wir auch schaffen!

Wo kann man unser Squash-Team und auch Dich demnächst mal spielen sehen?

In Halstenbek steht am Wochenende erste Spieltag an, da werde ich dann auch schon meine Premiere für den FC St. Pauli feiern. Zudem bin ich ziemlich sicher, dass ich auch beim ersten Heimspiel im Sportwerk am 19. Oktober dabei sein werde.

Wir sind gespannt. Vielen Dank für das Gespräch, weiterhin viel Erfolg und alles Gute für Dich!

 

(bsp)

Foto: FC St. Pauli

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