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U16-Trainer Olde: "Dann können sie das rauslassen, was ihnen im Moment fehlt"

Zu Hause und trotzdem fleißig: Das gilt auch für Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). Dafür hat die Sportliche Leitung die Möglichkeiten geschaffen, um online mit den Talenten in Kontakt zu bleiben und den Entwicklungsprozess fortzuführen. U16-Chefcoach Benjamin Olde erklärt, wie die Trainerarbeit im Moment funktioniert und welche Chance jeder seiner Schützlinge hat.

 

Moin Benni, das NLZ arbeitet im Moment vor allem digital. Wie ist das bislang angelaufen?

Grundsätzlich ganz gut. Natürlich gab es bei einigen Jungs ein paar Startschwierigkeiten. Das lag daran, dass einige Jungs im technischen Umgang nicht so fit waren, wie man es sich bei der Generation vorstellt (lacht.). Wir haben es in der ersten Woche jetzt aber hinbekommen, dass alle Jungs an Bord sind. Der Fokus lag am Anfang darauf, dass die Jungs das Programm und die Abläufe kennenlernen. Seit dieser Woche geht es jetzt richtig ins Inhaltliche.

NLZ-Leiter Roger Stilz sagte in der Vorwoche, dass die Kabine nicht zu ersetzen sei. Bekommt Ihr das Kabinen-Feeling trotzdem irgendwie transportiert?

Nein, ich glaube nicht. Da muss ich Roger Recht geben. Das ist einfach etwas anderes. Gerade die U16 ist ein sehr zusammengeschworener Haufen, der sich wirklich gut versteht. Die Jungs sind über das ganze Jahr irgendwie verbunden. Aber es ist halt nicht dasselbe. Das ganze Teamgefüge geht jetzt ein bisschen in kleinere Grüppchen über. Das ist aber auch verständlich und in Ordnung.

Eingeschworene Mannschaft: Die U16 im Sommer beim AFM-Stadtrundgang.

Eingeschworene Mannschaft: Die U16 im Sommer beim AFM-Stadtrundgang.

Kommen wir kurz zu Deiner Arbeit: Wie kommunizierst Du mit Deinen Spielern und koordinierst ihre Aufgaben?

Wir haben über Microsoft Teams als Haupt-Tool verschiedene Kanäle angesetzt. Das lässt sich mit Schulfächern vergleichen: Wenn wir in der Schule von Biologie, Deutsch oder Englisch sprechen, ist das bei uns in der Mannschaft so, dass wir die Fächer Psychologie, Athletik, Challenge und Videoanalyse haben. Darüber hinaus haben wir noch eine Zusatzrubrik eingeführt, die in Richtung Regelkunde geht.

Für ein bisschen Abwechslung?

Ja, genau. Auf dieser Rubrik ist aber kein großer Fokus drauf. Jeder Spieler bekommt einen kleinen Fragebogen zugeschickt mit zehn bis zwölf Fragen. Letzte Woche gab es zum Beispiel die Rubriken Spielfeld und Ball. Dafür, dass die Jungs schon solange Fußball spielen, ist es teilweise schon erstaunlich, wie viele Wissenslücken sie in diesem Bereich noch haben (lacht). Außerdem wurde ein Wochenplan entwickelt, durch den die Jungs eine bessere Struktur in ihre Tagesplanung bekommen sollen. Und so können wir die Woche, auch ohne auf den Platz zu stehen, sinnvoll gestalten.

Und wie nehmen Deine Schützlinge die Situation an?

Tatsächlich machen die Jungs sehr gut mit. Wir haben das für uns als absolute Chance ausgerufen. Schließlich wird deutschlandweit kein Fußball gespielt, weswegen sich vielleicht auch die Gelegenheit bietet, den einen oder anderen zu überholen. Das liegt jetzt an den Jungs und ihrer intrinsischen Motivation. Wenn sie aus unseren Dienstleistungen und Empfehlungen das Beste machen, können sie aus dieser Zeit auch stärker herausgehen. Die Jungs haben aber derzeit auch eine Menge für die Schule zu tun. Da flattern täglich Unmengen an E-Mails ihrer Lehrer*innen ins Postfach rein. Daher müssen wir unsere Aufgaben und Menge mit Bedacht wählen. Deswegen versuchen wir ihnen nicht einfach eine Beschäftigungstherapie an die Hand zu geben oder sie zu überladen. Unsere Maßnahmen müssen schon einen Mehrwert haben und dann ist weniger manchmal auch mal mehr.

Sportlich ist die U16 in dieser Saison mit 32 Punkten aus 17 Spielen auf FCSP-Rekordkurs.

Sportlich ist die U16 in dieser Saison mit 32 Punkten aus 17 Spielen auf FCSP-Rekordkurs.

Grundsätzlich hat jedes Talent auch seine individuellen Themen und Ziele. Kann ein Spieler mit Aufholbedarf im athletischen Bereich besser von der aktuellen Zeit profitieren als andere?

Das ist eine gute Frage. In der Theorie könnte man davon ausgehen. Der Schwerpunkt liegt im Moment schon auf der Athletik. Wenn dort jemand was aufzuholen hat, ist das schon etwas anderes. Wenn bei einem Spieler das Thema die Ballkontakte sind, bekommen wir das aber auch aufgefangen. Schwieriger wird es dann im mannschafttaktischen Bereich, wo wir aber auch bis an eine gewisse Grenze im Video-Teachment arbeiten können.  

Irgendwann, hoffentlich bald, kommt die Zeit nach der Corona-Krise. Ist die Vorfreude auf die Rückkehr auf dem Platz spürbar oder ist das noch zu weit weg?

Das Licht am Ende des Tunnels ist leider noch nicht zu sehen, aber trotzdem fiebert jeder darauf hin. Die Vorfreude sehe ich in dieser Phase schon als Multiplikator. Wenn ich mit den Jungs zuletzt gesprochen habe, kam auch durch, dass sie die Schule mehr zu schätzen wissen. So ergeht es den Jungs auch hoffentlich mit dem Fußball. Ich hoffe, dass die Saison noch zu Ende gespielt wird und die Jungs dann bis zur Sommerpause ohne Ende spielen können. Dann können sie das rauslassen, was ihnen im Moment fehlt.

 

(ms)

Fotos: FC St. Pauli

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