#Reingeluschert mit Jan-Philipp Kalla: Die bekannteste "Schnecke" auf St. Pauli
Montag, 07. Februar 2022, 12:30 Uhr
Colin aus dem Medienteam des FC St. Pauli "luschert" für Euch in den Alltag unseres Lieblingsvereins rein. Was geht neben den schweißtreibenden Trainingseinheiten und dem Ligabetrieb so bei unseren Kiezkickern und dem Team dahinter? Jetzt wird wieder #Reingeluschert - gerne auch mit einem Augenzwinkern.
Spitznamen bei Profifußballern können unterschiedlicher kaum sein. Die einen sind sehr naheliegend, wie "Burgi" für Guido Burgstaller oder "Ziere" bei Kapitän Philipp Ziereis. Andere sind so ausgefallen, dass man den Verdacht schöpfen könnte, sie wurden mit der Lostrommel gezogen. So berichtete unser Kiezkicker Marcel Hartel im #Reingeluschert zum Beispiel über den zufällig aufgedrückten Spitznamen "Cello" im Kreis der Team- und Trainerkollegen bei Union Berlin. Kann man sich manchmal halt nicht aussuchen und ich glaube, wir alle kennen diese eine Person früher aus der Schulzeit, die einen bestimmten Nicknamen abbekommen hatte. Vielleicht seid Ihr auch diese eine Person gewesen und habt den Namen sogar hinten auf Eurem FC St. Pauli-Trikot stehen?
Bei einem ehemaligen Profi unserer Braun-Weißen wäre der Spitzname auf dem Trikot nicht nur naheliegend, sondern schon fast eine Art logische Konsequenz gewesen. Die Rede ist natürlich von Jan-Philipp Kalla. 173 Pflichtspiele für den FC St. Pauli hat er absolviert, von der U19 bis zur Profimannschaft und schließlich bis zum Karriereende 2020 trug er nur ein Trikot – das unserer Kiezkicker. Von allen im und um den Verein ist er besser bekannt als "Schnecke". Auch mir stellt sich der 35-Jährige nicht als Jan-Philipp, sondern als "Schnecke" vor.
Unwissend über das "Wieso" und "Weswegen" schossen mir natürlich tausend plausible Erklärungen für die Herkunft dieses Spitznamens durch den Kopf. War es mal ein Sportreporter, der gesagt hätte, St. Paulis Jan-Philipp Kalla wäre so lahm wie eine Schnecke? Sind es damalige Teamkollegen gewesen, die ihn in der Kabine oder auf dem Platz wegen seines vielleicht fehlenden Antritts so aufgezogen hatten? Oder aber hat er gerne Zimtschnecken gegessen? Fragen über Fragen, aber nichts dergleichen! "Schnecke" grinst nur und löst auf.
"Das hat mit langsam und all dem tatsächlich gar nichts zu tun. Ich war schon seit Kindestagen 'Schnecke'. Ich wurde so aufgrund meiner Liegestellung als Baby getauft. Da lag ich wohl da, wie eine Schnecke", lacht der ehemalige Ex-Profi-Verteidiger und fügt an: "Seitdem heiße ich so und werde auch von allen so genannt. Ich bin eben Schnecke und das ist völlig in Ordnung so. Da hätte es mich auch schlimmer treffen können."
Da war ich erstmal baff, musste aber auch direkt an meinen Spitznamen aus Kindestagen denken, denn meine Oma hat mich, auch aufgrund meiner speziellen Liegestellung als Baby, liebevoll "Fröschchen" getauft, wobei sich der Name nicht so durchgesetzt hat wie bei Jan-Philipp Kalla. "Das würde ich zu gerne in dem Artikel von dir lesen", lacht "Schnecke". Gesagt. getan.
So selbstverständlich wie sein Spitzname, war für den gebürtigen Hamburger auch die Arbeit beim und für den FC St. Pauli – und dass sogar noch in den letzten Jahren während seiner aktiven Laufbahn als Profisportler. "Die Mitgründung des 2. Frauenteams beim FC St. Pauli war für mich ein Herzensprojekt. Ich wollte das, was ich aus meiner Profizeit von einigen Trainern gelernt habe, gerne weitergeben oder auch einfach besser machen. Und während meiner aktiven Zeit beim FC St. Pauli war das auch noch vom Zeitmanagement relativ einfach zu händeln, da wir ja vormittags meistens trainierten und abends konnte ich dann selbst Training geben. Jetzt sind noch einige Aufgaben dazugekommen, da ist das Pensum höher", beschreibt der Ex-Profi.
Kein Wunder, denn seine Vita mit aktuellen Aufgaben in und um unseren Verein liest sich wie ehemalige Vorstellungsvideos von Kandidat*innen der TV-Show "Schlag den Raab". "Schnecke" ist als Markenbotschafter tätig, arbeitet im Kinder- und Jugendmarketing des Vereins bei den Rabauken sowie im Kiezhelden-Spendenbeirat, ist Museumspate, hat vor fünf Jahren einen eigenen Förderverein, den Friends Cup Förderverein, gegründet, trainiert das Team der 2. Frauen, ist selbst noch in der Oberliga als Fußballer beim SC Victoria Hamburg aktiv und hat drei Kinder. Seit Neuestem ist er auch mit als Trainer für das Team der 1. Frauen verantwortlich.
Sag mal, "Schnecke": Hat Dein Tag mehr als 24 Stunden? Er grinst und antwortet: "Bei meinem Oberliga-Verein habe ich schon Bescheid gegeben, dass ich da kürzertreten werde, wo auch das Verständnis groß war. Die neue Herausforderung bei den 1. Frauen mache ich natürlich gerne, da ich hier unbedingt helfen möchte, den Klassenerhalt zu schaffen. Wir haben mit der 2. Frauen mit zwei Aufstiegen großartige Erfolge gefeiert und könnten jetzt erneut einen schaffen. Das geht aber nur, wenn wir mit der 1. Frauen die Klasse halten. Wir unterstützen uns gegenseitig."
Gegenseitige Unterstützung und helfen, wo es nur geht, eine Wertevermittlung auf und neben dem Platz, die insbesondere Jan-Phillip Kalla und auch seine Mutter eindrucksvoll im Verein vorleben. Denn auch "Mama Schnecke", Eva Kalla, ist seit Jahren schon in der Spieltagsorganisation im FCSP-Nachwuchsleistungszentrum für die U23 tätig. Und das alles, obwohl oder vielleicht weil der ehemalige FCSP-Abräumer sich nie groß selbst in den Mittelpunkt stellte, sondern eher der "gelassene, pflegeleichte und geduldige" Typ war und ist, so wie er sich selbst beschreibt.
Dass sich Geduld gerade im Profisport auszahlen kann, bewiesen sowohl der Trainer der 1. Frauen als auch der der Herren zur seiner aktiven Zeit als Spieler. "Ich habe mit Schulle auch letztens darüber geflachst, wie viel wir doch eigentlich aus unserer Karriere mit dem Talent herausgeholt haben", lacht "Schnecke".
Ob lahm wie eine Schnecke oder nicht. Manchmal, da muss man geduldig sein und ein großes Herz, das hatte der Ex-Profi von St. Pauli schon damals und auch heute. Und eine bessere Schnecke als Jan-Philipp Kalla, können wir uns am Millerntor auch gar nicht vorstellen.
(ch)
Fotos: FC St. Pauli