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"Das Derby ist einfach etwas ganz Besonderes"

Die Vorfreude auf das Derby-Heimspiel gegen die "Rothosen" ist bei all unseren Kiezkickern riesig, jeder will am Montagabend (1.3.) natürlich dabei sein. Das gilt auch für Philipp Ziereis, der verletzungsbedingt nur beim ersten der fünf Zweitliga-Derbys auf dem Rasen gestanden hatte. Aus dem zurückliegenden Heimspiel gegen Darmstadt ist er im wahrsten Sinne des Wortes mit einem blauen Auge davongekommen und so kann er topfit in das Duell gegen den Stadtrivalen gehen.

Hey Zier, erst einmal die Frage: Wie geht’s Dir? Hast Du das Darmstadt-Spiel gut überstanden?

Bis auf mein Auge, das ein bisschen blau ist, habe ich das Spiel gut überstanden. Das sieht schlimmer aus, als es ist. So etwas kann einfach passieren. Sonst geht’s mir aber sehr gut. Ich habe keine Probleme und bin topfit.

Ich hatte kurz überlegt, ob man bei der Szene, bei der Du Dir das blaue Auge abgeholt hast, nicht sogar Elfmeter geben kann, weil der Arm des Darmstädters in Deinem Gesicht nichts zu suchen hat. Wie hast Du die Szene gesehen?

Ich habe dem Schiri nach der Szene gesagt, dass ich gespannt gewesen wäre, wie er entscheidet, wenn er sich das noch mal angesehen hätte. Beim Spiel zwischen Paderborn und Heidenheim gab es nach einer Ecke und einer ähnlichen Szene nach Einsatz des Video-Schiedsrichters einen Elfmeter.

Fast hättest auch Du Dich erstmals seit April 2017 mal wieder in die Torschützenliste eingetragen, Dein Tor wurde aber zurückgepfiffen. Wie sehr hast Du Dich geärgert, zumal es nicht unbedingt nach einem Foul von Daniel-Kofi Kyereh an Serdar Dursun ausgesehen hat?

Ich habe mich schon geärgert, weil ich nicht sicher bin, ob man das unbedingt pfeifen muss. Das Problem war, dass der Schiedsrichter die Szene direkt abgepfiffen hat und dann kann er die Entscheidung nur zurücknehmen, wenn es eine klare Fehlentscheidung war. Die war es dann ja irgendwie doch nicht. Wenn er die Szene aber weiterlaufen lässt und sich dann die Bilder anschaut, hätte er vielleicht anders entschieden. Es war schon bitter, ändern kann man es jetzt aber nicht mehr und damit ist das für mich auch abgehakt.

Getroffen hättest Du aber gerne mal wieder, richtig?

Ich bin natürlich heiß darauf, mal wieder zu treffen, weil ich mir einiges anhören musste. Kurioserweise hat mir Kofi vor dem Darmstadt-Spiel noch gesagt, dass ich wieder eine Chance für ein Tor bekommen werde und ich mich nach meinem Kopfball in Nürnberg, den ich nicht reingemacht habe, konzentrieren und ihn dieses Mal reinmachen soll. Und dann ist ausgerechnet er daran beteiligt, dass mir das Tor weggenommen wird (lacht). Weil wir aber gewonnen und den sechsten Sieg im siebten Spiel geholt haben, ist es alles halb so wild.

Gemeinsamer Jubel unserer Kiezkicker um Kapitän Philipp Ziereis (ganz re.) nach dem 1:0-Führungstreffer von Guido Burgstaller im Spiel gegen Darmstadt.

Gemeinsamer Jubel unserer Kiezkicker um Kapitän Philipp Ziereis (ganz re.) nach dem 1:0-Führungstreffer von Guido Burgstaller im Spiel gegen Darmstadt.

Wie gehst Du damit um, dass Dich Cheftrainer Timo Schultz damit aufzieht, der torungefährlichste Abwehrspieler zu sein? Kannst Du das mit Humor nehmen oder ist seine Frotzelei auch Ansporn, ihm das Gegenteil zu beweisen?

Ich gehe damit ganz entspannt um und weiß ja, was er damit bewirken will. Das funktioniert ja auch, ich komme in die Situationen rein. Mehr machen kann ich nicht, als den Ball wie gegen Darmstadt reinzuköpfen. Jetzt ist es einfach unglücklich gelaufen, ich werde aber alles daransetzen, endlich wieder ein Tor zu erzielen. Wie ich gehört habe, hat Schulle bei der Pressekonferenz nach dem Spiel gesagt, dass er mich dann zum Essen einladen wird. Dann werde ich mir ein teures Restaurant aussuchen (lacht).

Wenn es soweit ist, lass' es Dir auf jeden Fall schmecken! Geschmeckt haben Dir und Euch sicherlich die letzten Wochen. Dank der Siegesserie ging's im Eiltempo hoch auf Platz elf, mit nun acht Zählern Vorsprung auf die Abstiegsränge. Verrückt, oder?

Mit den vielen Siegen und Punkten in den letzten Wochen kannst du wirklich nicht rechnen. Die haben wir gerne mitgenommen und wir haben sie uns auch hart erarbeitet. Ich wusste aber immer, wenn wir wie in Hannover mit dem Tor von Igor den Bock umstoßen, dass der Knoten bei uns platzt. Jeder bei uns hatte danach wieder das Selbstvertrauen und das Selbstverständnis, dass wir Spiele gewinnen können und gut sind.

Sechs Siege in den letzten sieben Spielen – und das trotz neun Gegentoren. Die sind aufgrund der Siegesserie für Dich als Abwehrspieler dann ja zu verkraften, oder?

Auf die hätte ich natürlich gerne verzichtet, solange wir die Spiele aber gewinnen, kann ich damit leben. Dennoch will ich als Abwehrspieler immer zu Null spielen, das ist auch ganz klar. Wir denken als Mannschaft sehr offensiv und haben viele offensiv denkende Spieler auf dem Feld. Dennoch müssen wir als Team noch besser verteidigen und wenn wir wie gegen Darmstadt 2:0 führen, müssen wir so ein Spiel auch mal zumachen, ohne noch mal in die Bredouille zu kommen. Der Fokus liegt aktuell auch darauf, weniger Gegentore zu kassieren, weil wir nicht immer davon ausgehen können, drei oder vier Tore zu schießen. Am Ende zählen aber die Ergebnisse und die haben zuletzt gestimmt.

Philipp Ziereis gewinnt im ersten Zweitliga-Derby ein Kopfballduell gegen HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga.

Bei seinem bislang einzigen Derby hatte es Philipp Ziereis in der Schlussphase vor allem mit Pierre-Michel Lasogga zu tun - hier gewinnt er das Kopfballduell.

Während es bei Euch zuletzt kaum besser hätte laufen können, ist der HSV zuletzt etwas ins Straucheln geraten. Spitzenreiter sind die "Rothosen" aber immer noch. Wie bewertest Du die jüngsten Leistungen des HSV?

Sie haben jetzt eine Delle drin, haben aber trotzdem eine individuell stark besetzte Mannschaft. Wir sollten aber bei uns bleiben und werden uns auf uns konzentrieren. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich von deren Spielen in den letzten Wochen nicht viel gesehen habe.

Bei Euch und beim HSV fallen ligaweit die meisten Tore, jeweils 76 Treffer in 22 Spielen und damit 3,45 Tore pro Partie. Im Hinspiel waren es vier Tore. Kann man am Montagabend wieder viele Tore erwarten?

Wenn man unsere Spiele in den vergangenen Wochen nimmt, stehen die Chancen ganz gut, dass es wieder viele Tore geben wird. Ich hoffe natürlich auf mehr Tore für uns.

Was für ein Derby erwartest Du: Von Taktik geprägt oder offenes Visier?

Das kann man schwer einschätzen. Es wird von allem etwas dabei sein. Das Derby ist einfach etwas ganz Besonderes, da gelten andere Regeln. In dem Spiel ist alles möglich. Mal schauen, wer den besseren Tag erwischt. Wir wollen natürlich unser Spiel, das uns in den letzten Wochen stark gemacht hat, durchbringen. Einige Sachen wollen und müssen wir natürlich noch verbessern, dann ist auch was drin für uns. Ich gehe davon aus, dass es ein geiles Spiel wird.

Du hast nur beim ersten Zweitliga-Derby im September 2018 auf dem Rasen gestanden. Drei Derbys hast Du verletzt gefehlt, beim 2:0-Erfolg im Volkspark im Februar 2020 bist Du nach Trainingsrückstand ohne Einsatz geblieben. Deine Vorfreude muss nach gut zweieinhalb Jahren doch riesig sein, oder?

Das ist sie! Ich habe mich vor dem Hinspiel schon sehr geärgert, dass ich nicht dabei sein kann. Nach der zuvor langen Zeit, die ich raus war, hatte ich ein paar Probleme und da hätte es keinen Sinn gemacht, das Risiko einzugehen. Jetzt habe ich umso mehr Bock, auch weil wir richtig gut drauf sind und ich topfit bin.

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Wir haben mit Philipp Ziereis noch ausführlicher über das Derby gesprochen. Den zweiten Teil des Interviews könnt Ihr in unserer VIVA St. Pauli Stadionzeitung nachlesen! Die Derby-VIVA wird am Montagmittag (1.3.) als Download zur Verfügung stehen.

 

(hb)

Fotos: FC St. Pauli / Witters

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