"Athletisch können wir die Jungs durch unsere Maßnahmen gut betreuen“
Freitag, 10. April 2020, 10:00 Uhr
Strahlender Sonnenschein über dem Millerntor. Auf der "Terrasse" vor dem Ballsaal Südtribüne hat Lukas Arenas seine orangene Matte ausgerollt. Dienstagmorgens bietet der leitende Athletiktrainer des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) den FCSP-Mitarbeiter*innen von hier ein Live-Workout an. Die Arbeit des 27-Jährigen ist im Moment sehr gefragt.
Die Situation ist ungewohnt. Statt vor Ort mit den Talenten arbeiten und direkte Korrekturen geben zu können, hat sich die Arbeit von Arenas komplett vor den Laptop verlagert. Die Live-Session für die Mitarbeiter, die über Microsoft TEAMS gestreamt wird, zählt zurzeit zu seinen wenigen Praxisstunden. "Die Einheit muss einen guten Flow haben, um von lockeren Basis-Bewegungen in intensivere Formen überzugehen", erklärt Arenas. "Ich habe immer ein Ziel für jede Einheit: Hier und heute ging es darum, danach schlicht ein besseres Körpergefühl zu haben."
Den Kontakt zu unseren Nachwuchsspielern halten die Athletiktrainer ebenfalls über TEAMS, wo unsere Talente kollektiv einen Zugang erhalten haben. Darüber bekommen die Jungs Videosequenzen, die sie Tag für Tag nutzen und wie eine Art Stundenplan die Themengebiete Grundlagen-Ausdauerlauf, Krafttraining, Sprinttraining, Yoga und Intervallläufe über die Woche abdecken. "Die jeweiligen Athletiktrainer holen sich dann Rückmeldungen von den Spielern ein", kommentiert Arenas die derzeitigen Kommunikationswege. "Danach schauen wir dann, ob es Probleme gab und wir die Intensitäten anpassen müssen."
Darüber hinaus ist der gebürtige Hamburger mit chilenischen Wurzeln nicht nur in Abstimmung mit den jeweiligen Athletiktrainern, sondern auch mit den Jahrgangscheftrainern. "In der aktuellen Situation ist Lukas als einer der wichtigsten Knotenpunkte in der Kommunikation zwischen Sportlicher Leitung, den Mannschaftstrainern und den Spielern gefordert", betont NLZ-Leiter Roger Stilz. "Da kann man sich in all den Abstimmungen auch schnell mal verlieren. Aber er denkt mit und er hat eine tolle Ambition, es jeden Tag richtig gut machen zu wollen."
Wenn sie nicht in direktem Kontakt mit Trainer und Spieler stehen, sind die einzelnen Bereiche angehalten, die angeschobenen Konzepte weiterzuentwickeln und vor allem auch Synergien zu anderen Bereichen zu schaffen. Die Sportpsychologie mit der Pädagogik, die Athletik mit der Sportpsychologie, die Medizin mit der Athletik und so weiter. "Die Bereichsleiter sind viel im inhaltlichen Austausch und arbeiten an Konzepten, um die nächsten Schritte zu machen und die Spieler noch besser zu betreuen", verrät Arenas. „Es wächst immer alles weiter, das fordert aber auch seine Zeit.“
In den letzten Wochen lag der Fokus in der Athletik darauf, die Jungs nach einer kurzen Pause erstmal wieder ins Training reinkommen zu lassen und eine gewisse Routine für den derzeitigen Alltag zu entwickeln. "Athletisch können wir die Jungs durch unsere Maßnahmen gut betreuen", sagt Arenas. "Dennoch vermisse ich am meisten die Arbeit im Kraftraum, in die wir zuletzt einen echt guten Arbeitsfluss reinbekommen haben." Bis das wieder möglich ist, gilt es, das Beste aus der Situation herauszuholen.
(ms)
Foto: FC St. Pauli