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„Vertrau mir blind“: Fabian Hürzeler und Serdal Çelebi im Duell 

„Vertrau mir blind“. Unter diesem Motto haben FCSP-Blindenfußballer Serdal Çelebi und der FC St. Pauli gemeinsam ein neues YouTube-Format entwickelt. Wie ist es, im Alltag oder auf dem Weg ans Millerntor nichts sehen zu können? Wie bestellt und isst man am besten im Clubheim? Und wie funktioniert eigentlich Blindenfußball? Egal ob Präsident Oke Göttlich oder Cheftrainer Fabian Hürzeler - Serdal nimmt verschiedene Verantwortliche vom FC St. Pauli mit, die blind durch Alltagssituationen gehen. 

In der ersten Folge tritt Serdal auf dem Trainingsgelände des FC St. Pauli zum Duell gegen Cheftrainer Fabian Hürzeler an. Mit den beiden Torhütern Sascha Burchert und Sören Ahlers bildeten sie jeweils ein Team und traten in drei Disziplinen gegeneinander an: Dribbeln, Elfmeterschießen und Weitschüsse auf das leere Tor. Die Torhüter assistierten dabei und gaben akustische Signale, indem sie mit einem Stein gegen die Torpfosten schlugen. 

In der zweiten Folge macht Serdal unseren Präsidenten Oke Göttlich blind – und in der dritten genießt er mit „Schnecke“ Kalla im Clubheim den Mittagstisch. Die Folgen veröffentlichen wir jeweils freitags. Zudem haben wir noch viele Ideen für weitere Episoden. 

Kommunikation und Vertrauen 

Mit „Vertrau mir blind“ wollen Serdal und der FC St. Pauli auf das Thema Barrierefreiheit hinweisen. Und es geht um noch mehr, nämlich um Kommunikation und Vertrauen, wie Fabian Hürzeler nach einem Wettstreit mit Serdal an der Kollaustraße betonte. Serdal ergänzt: „Im Alltag vertraue ich den Menschen und mit dem neuen Format möchte ich ihnen auch zeigen, dass sie mir vertrauen können. Natürlich soll es auch den Effekt haben, die Menschen zu sensibilisieren, dass sie erkennen, was möglich ist und wie wir in einer Gesellschaft, auch mit blinden Menschen, zusammenleben können.“ 

Serdal ist bislang vor allem im Trikot des FC St. Pauli bekanntgeworden – genauer gesagt, in dem unseres erfolgreichen Blindenfußballteams. Bereits drei Mal ist der Goalgetter mit den Braun-Weißen Deutscher Meister im Blindenfußball geworden und erzielte als erster Blindenfußballer überhaupt das Tor des Monats in der Sportschau. Das war im August 2018. Bis zur erfolgreichen sportlichen Karriere im Blindenfußball war es für den 39-Jährigen jedoch ein weiter Weg, vom Fußball spielen selbst war „Serdi“ aber schon immer begeistert. „Ich bin in der Türkei aufgewachsen und da war Fußball der günstigste und einfachste Sport. Aus ein paar Steinen ein Tor gebaut und dann ein Plastikball. Mehr brauchtest du nicht. Dann sind wir im Laufe meiner Kindheit nach Deutschland gekommen, bis ich zwölf Jahre alt war, konnte ich auch noch ein bisschen sehen“, erklärt er.  

Im Alter von acht Jahren verschlechterten sich die Seh-Fähigkeiten zunehmend, auch eine Operation brachte nichts. Für Serdal ändert sich als erblindeter Teenager auf einmal alles. „Ich habe lange gebraucht, um zurechtzukommen und hatte auch ganz wenig Selbstvertrauen.“ Dennoch fand Serdal seinen Weg: In Hamburg schloss er zunächst eine Ausbildung als Bürstenbinder ab. Später, mit einem kurzen Abstecher nach Nürnberg, auch eine Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister sowie zum Physiotherapeuten; in diesem Job arbeitet „Serdi“ auch heute noch, wieder in Hamburg-Billstedt.

„Mit dem Fußball ist dann das Vertrauen zurückgekommen - sowohl in mich als auch in andere Menschen. Ich habe hier Freunde gefunden und neues Selbstvertrauen bekommen und gelernt, meine Fähigkeiten zu nutzen und mich immer weiterzuentwickeln“, erzählt der FCSP-Blindenfußballer.

Mit „Vertrau mir blind“ möchte „Serdi“ ganz persönlich einen weiteren Schritt gehen und nicht nur St. Pauli-Fans, sondern jede*n ansprechen und zeigen, wie wichtig Barrierefreiheit und Inklusion auf und neben dem Platz ist.

Die erste Folge findet Ihr auf dem YouTube-Kanal des FC St. Pauli und auf Serdals persönlichem YouTube-Channel.

 

(pg)

Foto: FC St. Pauli

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