"Habe immer mein Ding gemacht und das anscheinend ganz ordentlich"
Freitag, 26. Juni 2020, 10:00 Uhr
Am Donnerstag (25.6.) haben wir für Euch Schneckes Antworten im Gespräch mit der Hamburger Presse zu den aktuellen Themen zusammengefasst. Im zweiten Teil blickte Jan-Philipp Kalla auf seine Karriere zurück und sprach dabei über…
… die Highlights in seinen 17 Jahren beim FCSP: "Es ist sehr schwer, bestimmte Situationen hervorzuheben. Ich werde sehr oft auf meine Spiele beim 1. FC Kaiserslautern angesprochen. Mit dem Betzenberg verbinde ich sehr viele Momente. Dort habe ich mein erstes und mein 100. Zweitligaspiel gemacht und 50 Prozent meiner Tore in der 2. Liga geschossen. 2015 war es das wichtige 1:0 im Abstiegskampf. Kurioserweise war der Betzenberg immer ein gutes Pflaster für mich. Darüber hinaus ist jedes Spiel für den FC St. Pauli eine Besonderheit. Wir haben immer einen vollen Gästeblock, unsere Fans setzen sich zu jedem Wochentag und bei jedem Wetter in die Bahn, den Bus und das Auto, um uns zu unterstützen. Auch am Millerntor ist es immer voll. Welcher Zweitligist kann behaupten, dass jedes Heimspiel ausverkauft ist? Es gibt noch viel mehr Geschichten. Ich glaube, ich müsste ein Buch schreiben, denn all die Geschehnisse kann man gar nicht kurz zusammenfassen."
…sein erstes Zweitligaspiel: "Ich wurde bei unserem Spiel der U23 in Meppen früh ausgewechselt und habe mich sehr darüber geärgert. Dann hat man mir gesagt, dass ich mich beruhigen soll, weil ich mit den Profis nach Kaiserslautern mitfahren werde. Dort hatte ich dann mein Profi-Debüt vor 50.000 Menschen. Für den FCK ging es noch um den Klassenerhalt. 50.000 auf dem Betzenberg. Es gibt schlimmere Zweitligadebüts. Wir haben zwar verloren (0:2, Anm. d. Red.), die Bilder habe ich aber noch vor Augen."
… einen möglichen Vereinswechsel während seiner Zeit beim FC St. Pauli: "Von meiner Seite gab es nie Bestrebungen, den Verein zu verlassen. Lediglich 2010 hätte es passieren können. Als wir in die 1. Liga aufgestiegen sind, sagte mir unser damaliger Trainer Holger Stanislawski, dass es eine Alternative wäre, mich für eine Saison zu verleihen, weil die Aussichten auf viel Spielzeit in der Bundesliga nicht sehr gut wären. Daraufhin hatte ich mich umgeschaut und ein Probetraining beim FSV Frankfurt absolviert. Am Ende habe ich mich dagegen entschieden, weil ich mich durchbeißen und mir die Option auf Bundesliga-Einsätze nicht nehmen lassen wollte. Diese Entscheidung steht wahrscheinlich sinnbildlich für meine Karriere. Am Ende sind es fünf Spiele in der Bundesliga geworden. Zwar nicht sonderlich viel, aber wer kann schon behaupten, in der Bundesliga gespielt zu haben. Wenn ich die Entscheidung nicht so getroffen hätte, würde ich es bereuen. Rückblickend ist es auch schöner, 17 Jahre im gleichen Verein gespielt zu haben."
… seine Hoffnung und Träume als Jugendlicher: "Ich hatte nie wirklich die Hoffnung, Profi zu werden. Zwar war ich talentierter und besser als viele andere in meinem Jahrgang, aber ich bin mit 14 Jahren beim HSV und auch bei der Hamburger Auswahl aufgrund meiner Körpergröße aussortiert worden. Daher hatte ich nie große Träume. Nach der Jugend war ich ein talentierter Oberliga-Spieler bei der U23 vom FC St. Pauli und zufrieden. Es musste für mich nicht unbedingt weiter hochgehen, sondern ich habe immer mein Ding gemacht und das anscheinend ganz ordentlich. Entsprechend hat sich das entwickelt."
(lf)
Fotos: FC St. Pauli