„Wir müssen Ruhe bewahren und auf das vertrauen, was wir können“
Mittwoch, 05. März 2025, 09:00 Uhr
Das Runde will nicht ins Eckige: Auch gegen Borussia Dortmund spielten die Kiezkicker gut mit, am Ende gab es aber die vierte Niederlage in Serie. Am Sonnabend (8.3., 15:30 Uhr) steht nun das Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg auf dem Programm. In der Presserunde vor der Partie beantwortete Abwehrspieler Hauke Wahl die Fragen der Medienvertreter*innen und sprach u.a. über...
…die Stimmung in der Mannschaft: „Natürlich fällt es momentan nicht ganz so leicht, extrem gut gelaunt durch die Gegend zu laufen, wenn man vier Spiele in Folge verliert. Aber trotz allem haben wir auch erwartet, dass es mal eine Phase gibt, wo man mal mehr Spiele verliert. Deswegen sind wir weiterhin super optimistisch. Wir haben eine gewisse ‚Jetzt-erst-recht‘-Einstellung. Und sowieso macht es mit den Jungs immer Spaß und das unabhängig von Ergebnissen.“
…die Aufarbeitung des Dortmund-Spiels: „Seit vier Wochen führen wir dieselben Interviews. Wir haben es gut gemacht, wir haben viele positive Dinge herausziehen können. Und am Ende hat der Gegner einfach eine andere Qualität und schlägt uns. Das ist einfach kein schönes Gefühl. Und jetzt am Samstag hat man schon gemerkt, dass dieses Spiel gegen Borussia Dortmund am Millerntor für viele Leute einfach eine hohe Bedeutung hatte. Ich finde, dass die Atmosphäre extrem gut war und wir es in der ersten Hälfte super gemacht haben und es auch geschafft haben, dass nicht nur der Funken vom Stadion auf uns überspringt, sondern auch andersrum. Dann ist es natürlich enttäuschend, dass man am Ende mit leeren Händen dasteht. Es war wie in den Spielen davor viel mehr möglich.“
…die Gefühlslage nach der Partie: „Das Schöne am Fußball ist: Es geht einfach weiter. Wenn etwas im Leben passiert, dann ist der erste Impuls meist deutlich größer als der Impuls nach einer Woche. Das ist ja meistens bei einem Streit genauso. Also der erste Impuls ist erstmal, dass man sehr sauer ist. Nach ein, zwei Stunden denkt man, dass es vielleicht doch gar nicht so schlimm war, man lässt es sacken und dann ist es einfach ein anderes Gefühl. Man muss einfach das große Bild sehen und nicht nur das Ergebnis an sich, sondern wie wir gespielt haben. Wir haben gegen eine Mannschaft mit einer enormen individuellen Qualität gespielt. Wir haben vieles gut gemacht und müssen uns auf das Positive besinnen. Es war oft so, dass die erste gute Möglichkeit der Gegner direkt ein Treffer war. Es laufen momentan auch einfach ein paar Dinge gegen uns. Wir müssen mit allem, was wir haben, erzwingen, dass das Glück dann auch auf unsere Seite kommt. Ich möchte nicht alles schönreden und sagen, dass alles in Ordnung ist. Natürlich haben wir auch unsere Probleme. Aber es ist ja klar, wir sind der FC St. Pauli und wir spielen in der Bundesliga. Wenn da alles in Ordnung wäre, dann würde glaube ich auch in der Bundesliga viel falsch laufen.“
…ähnliche Erfahrungen während seiner Karriere: „In meiner Karriere ist schon viel schiefgelaufen, da sind die vier Spiele nichts dagegen. Ich habe über die Jahre einfach Erfahrungen gesammelt, und weiß, dass wir Ruhe bewahren müssen. Das ist vielleicht als Jugendspieler gerade umso wichtiger, nicht in Aktionismus zu verfallen.“

Hauke Wahl (l.) will auch im Rückspiel gegen Wolfsburg die Null halten.
…seine Rolle als Führungsspieler: „Ich glaube, dass wir Führungsspieler immer im Fokus stehen. In diesem Moment ist es wichtig, Ruhe auszustrahlen, keinen Aktionismus aufkommen zu lassen und die Basics vorzuleben.“
…die Stellschrauben, an denen gedreht werden muss: „Uns würde eine Führung extrem guttun. Wenn wir einmal in Führung gehen, dann ist es extrem hart gegen uns zu spielen – das haben wir schon bewiesen und ich glaube, das kann jede Mannschaft unterschreiben, die gegen uns mal hinten gelegen hat. Wenn wir das Tor nicht schießen, dann müssen wir noch besser verteidigen, dass wir auf jeden Fall keins bekommen. Aber an der grundsätzlichen Art und Weise ändern wir nichts, denn da sind wir auf einem guten Weg. Ich halte nichts von Aktionismus und nach vier Spielen, alles über den Haufen zu werfen. Wir haben unsere Stärken und darauf berufen wir uns. Natürlich müssen wir Nuancen besser machen, im letzten Drittel ein bisschen besser werden und über 90 Minuten noch ein bisschen konsequenter verteidigen. Aber trotzdem müssen wir die Ruhe bewahren und auf das vertrauen, was wir können.“
…das Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg: „Das ist, wie alle anderen 33 Spiele, ein verdammt schweres Spiel gegen einen Gegner, der sehr viel individuelle Qualität und ganz andere Möglichkeiten hat als wir. Dazu haben sie noch einen kleinen Lauf. Für uns geht es einfach darum, an die guten Dinge anzuknüpfen und die weniger guten besser zu machen.“
…die weiterhin sehr gute Ausgangslage im Abstiegskampf: „Ich glaube, wir hätten das alle vor der Saison so unterschrieben. Das heißt aber nicht, dass wir uns ausruhen. Die Situation ist gut, aber trotzdem ist es jetzt wichtig, dass wir auch wieder ein Spiel gewinnen.“
…einen Motivationsboost im Saisonendspurt: „Dafür spielt man ja die ganze Saison. Klar wäre ich entspannter, wenn wir nochmal zehn Punkte mehr hätten. Trotzdem ist so eine Crunchtime immer etwas Wertvolles. Die ersten Monate der Saison sind dafür da, sich in die richtige Position zu bringen und im März, April und Mai wird es entschieden. Da geht es um alles. Wir sind in einer guten Position, das haben wir uns in den letzten Monaten erarbeitet, aber jetzt geht es um alles und wir müssen unser wahres Gesicht zeigen. Jetzt können wir wirklich zeigen, wer wir sind und in den richtigen Momenten zuschlagen. Ich glaube, das ist eine hohe Qualität einer Mannschaft, in den entscheidenden Phasen richtig da zu sein.“
…die Erfahrungen der vergangenen Saison als mögliche Hilfe: „Letzte Saison waren wir eigentlich schon sicher aufgestiegen, verlieren dann zwei Spiele hintereinander und auf einmal spielen wir sonntags in Hannover und es sind nur noch ein Punkt Vorsprung statt zehn Punkten. Das sind Erfahrungen, die uns extrem helfen, weil wir es erlebt haben und wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können, dass jeder für den anderen da ist.“
(mh)
Fotos: Witters/FC St. Pauli