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Gedenkveranstaltung zum Porajmos

Am Dienstag (2.8., 18:30) findet eine Gedenkveranstaltung zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma statt. Gemeinsam mit dem Fanladen, dem Fanräume e.V. und dem Landesverein der Sinti in Hamburg e.V. richten wir diese am Gedenkort Hannoverscher Bahnhof/Lohseplatz aus. 

Anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktages für Sinti und Roma am 2. August gedenken wir der 500.000 Sinti*zze und Rom*nja, die Opfer des NS-Völkermordes geworden sind.

Wir haben im Vorfeld der Gedenkveranstaltung mit dem Vorsitzenden des Landesvereins der Sinti in Hamburg, Arnold Weiß, gesprochen, der bei der Gedenkveranstaltung einen Vortrag zum Thema "Antiziganistische Kontinuitäten" halten wird.


Wie und wo findet das Gedenken an diesem Tag statt?

Normalerweise gedenken wir mit einer Delegation unseres Vereins an diesem Tag gemeinsam mit dem Zentralrat Deutscher Sinti & Roma in Auschwitz. Bedingt durch die Corona-Pandemie halten wir die Gedenkveranstaltung nun aber zum zweiten Mal in Folge in Hamburg am Gedenkort Hannoverscher Bahnhof/Lohseplatz ab. Dies war von 1940 bis 1945 der zentrale Ort für die Deportation der Sinti*zze und Rom*nja. Viele von ihnen sind leider nie wieder nach Hause zurückgekehrt. Bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung werde ich unter anderem einige Zitate und Interviews von Zeitzeugen in meiner Rede erwähnen. 

Welche Relevanz hat das Gedenken an diesen Tag für Sinti*zze und Rom*nja?

Das ist unsere Geschichte! Anhand der Ereignisse am 2. August 1944 [Ermordung der letzten 4.300 Sinti*zze und Rom*nja in Auschwitz-Birkenau durch die SS] kann man sich nochmal vor Augen führen, wie sehr sich die Gesellschaft angestrengt hat, Sinti*zze und Rom*nja auszurotten. Und für diejenigen, die zurückkehren konnten, hat es auch nach der Rückkehr mit der Unterdrückung und Diskriminierung nicht aufgehört. Die Diskriminierung und der Antiziganismus waren immer gegenwärtig und das ist bis heute so. Die Verfolgung lief quasi weiter und wurde nicht mit dem Ende des Nationalsozialismus beendet. 

Wenn Sie sagen, dass sich Sinti*zze und Rom*nja bis heute mit Diskriminierung und Antiziganismus konfrontiert sehen, wo genau liegen die Probleme?

Das ist so breit gefächert und betrifft sämtliche Strukturen unserer Gesellschaft. Das fängt schon bei Themen wie der Wohnungssuche an und hört im Prinzip erst mit dem Tod wieder auf. Um bei dem Thema der Wohnungssuche zu bleiben. Hier wurde ein Sozialexperiment bei einer Wohnungsgesellschaft durchgeführt und es konnten Dokumente nachgewiesen werden, in denen zum Beispiel Aussagen wie 'Person sieht aus wie ein Z******, besser nichts anbieten' protokolliert wurden. Das ist ein klarer Fall von Antiziganismus. In den 80er-Jahren gab es Fälle, in denen Sinti*zze und Rom*nja, welche die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen, zum Einwohnermeldeamt mussten, ihre Ausweise aushändigen und eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen mussten. Bis heute gibt es leider viele Beispiele von antiziganistischen Vorfällen in Deutschland. Wichtig ist, all diese Vorkommnisse zu dokumentieren und Beweise zu sammeln, denn viele Menschen schenken einem ohne diese keinen Glauben.

Gibt es Möglichkeiten um Sinti*zze und Rom*nja zu unterstützen?

Das ist immer so eine Sache. Wir leben hier in einer bunten Gesellschaft. Und auch wenn ich zum Beispiel meinen Nachbarn nicht mag, kann ich ihn trotzdem genauso akzeptieren und mit ihm leben wie mit jedem anderen Menschen auch. Und das ist der springende Punkt. Es gibt viele Menschen, die beim Thema Sinti und Roma ganz viel unternehmen wollen, was sicherlich auch gut gemeint, aber nicht zielführend ist. Der tiefste Wunsch von den meisten von uns ist, eine ganz normale gesellschaftliche Akzeptanz zu erlangen. Das ist das, was uns nach vorne bringt. Wichtig ist, dass keine Parallelstrukturen geschaffen werden, sondern die gesellschaftliche Integration vorangetrieben wird, indem wir einfach ganz normal behandelt werden, das hilft bereits am meisten.


Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch und den Einsatz von Herrn Arnold Weiß, für die Sinti*zze und Rom*nja in Hamburg und Deutschland. Mehr Informationen findet Ihr beim Landesverein der Sinti in Hamburg e.V.  

 

(lg)

Fotos: FC St. Pauli

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