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FCSP-Museum: Rekordbesuch bei der Langen Nacht der Museen 2024

Am Ende blieb der Besucher*innenzähler bei über 1400 stehen: Einen Tag nach dem braun-weißen Heimsieg gegen Hansa Rostock hatte das Team des FC St. Pauli-Museums anlässlich der Langen Nacht der Museen 2024 am Sonnabend (27.4.) erneut Grund zum Feiern. Ob Bühnenprogramm, Ausstellungen, 1910-Weinbar oder MILLERNTOUR!-Stadionführungen: Die vielseitigen Angebote in der Museumsfläche im Erdgeschoss der Gegengerade kamen beim Publikum bestens an.

Wie gut, zeigt ein kleiner Zahlenvergleich: Für die gesamte Lange Nacht der Museen 2024 gibt der Museumsdienst Hamburg eine Besucher*innenzahl von 25.000 an – die sich allerdings auf über 50 Hamburger Museen verteilt, von denen viele weit größer und etablierter sind als das junge Museum in der Gegengerade, das erst 2020 seine Dauerausstellung einweihte.

Großen Andrang gab es in allen Ausstellungsteilen – hier der Sonderausstellung über den jüdischen Arzt und Fußballer Max Kulik.

„Es war eine großartige Nacht“, freut sich Britta Hemker aus dem Vorstandsteam des Museumsbetreibers 1910 e.V. „Nicht nur der Besuch, sondern auch die Stimmung war überdurchschnittlich gut. Und das überall – in der Ausstellungsfläche, vor und hinterm Tresen und auch im ‚Alten Clubheim‘ mit dem Bühnenprogramm. Danke an alle, die diesen Erfolg möglich gemacht haben!“

Andrea Plagemann, eine der vielen ehrenamtlichen Helfer*innen im Museumsteam, zeigt sich ebenfalls erfreut: „Unsere Stadionführungen waren schon lange vor Ende der ‚Langen Nacht‘ komplett ausgebucht. Und alle, die sich bei uns am Empfang einen Platz gesichert haben, sind auch wirklich gekommen!“

„Lange Nacht“-Besucher*innen im „Hafenstraßen“-Raum des FC St. Pauli-Museums mit der Dauerausstellung KIEZBEBEN.

„Lange Nacht“-Besucher*innen im „Hafenstraßen“-Raum des FC St. Pauli-Museums mit der Dauerausstellung KIEZBEBEN.

Kein Platz im Museum, der an diesem Abend nicht intensiv genutzt wurde. Dabei war nicht nur die Zahl der Besucher*innen beeindruckend, sondern auch die Aufmerksamkeit, mit der Exponate, Fotos, Schrifttafeln und Filme betrachtet wurden. Der vollständig neu gestaltete Ausstellungsbereich „Alter Fanladen“ mit seinen multimedialen Vertiefungsangeboten erlebte dabei gleich eine mehr als erfolgreiche Premiere.

Im neugestalteten „Alten Fanladen“ können Besucher*innen sich am Original-Schreibtisch von 1990 in ein vielfältiges Info-Angebot vertiefen.

Im neugestalteten „Alten Fanladen“ können Besucher*innen sich am Original-Schreibtisch von 1990 in ein vielfältiges Info-Angebot vertiefen.

Wie in den vergangenen Jahren hatte das Museumsteam auch 2024 ein vielfältiges Bühnenprogramm zusammengestellt – obwohl dafür aufgrund der späten Terminierung des Heimspiels gegen Rostock nur sehr wenig Zeit blieb. „Hätte das Rostock-Spiel am Sonnabend stattgefunden, wäre eine ‚Lange Nacht‘ wohl kaum möglich gewesen“, so Vorstandsmitglied Christoph Nagel, der mit einem reich bebilderten Vortrag unter dem Titel „‘Misswirtschaft?‘ Der FC St. Pauli und das Geld“ selbst auf der Bühne stand.

Autor und Kurator Christoph Nagel ist am 7. Mai um 18:15 Uhr mit einem Vortrag an der Universität Hamburg zu Gast: „KIEZBEBEN – die Transformationen des FC St. Pauli“.

Dabei präsentierte er gewissermaßen eine Zeitreise von „haarsträubend“ bis „handfest“ – denn so skurril manche Finanz-Episode der 70er- oder 80er-Jahre heute wirkt, so groß und ernsthaft war das Publikumsinteresse an aktuellen Initiativen wie der Idee einer braun-weißen Genossenschaft. Hier findet Ihr mehr Infos dazu!

In den 70er-Jahren waren Offizielle des FC St. Pauli für so manche haarsträubende Aussage gut.

In den 70er-Jahren waren Offizielle des FC St. Pauli für so manche haarsträubende Aussage gut.

Journalist und Buchautor Christoph Twickel („Gentrifidingsbums oder eine Stadt für alle“) äußerte sich gleichermaßen positiv über die Idee, statt weniger großer Investoren lieber viele „kleine“ zu suchen und so die finanzielle Unabhängigkeit des FC St. Pauli zu stärken.

Vielerorts sei der naive Glaube an die verändernde Kraft von Großinvestoren und die „bändigende“ Macht von Verträgen noch zu groß, wie etwa die Bauruine „Elbtower“ beweise: „Kein Vertrag der Welt macht aus einem unsoliden einen soliden Vertragspartner“, so Twickel. Statt „Investorenpower“ wünschte sich Twickel mehr Raum für kreative, selbstverwaltete Iniativen und den Mut, „Leerstand als historisch einmalige Chance“ zu begreifen und für wirklich Neues zu nutzen.

Kein Entkommen vorm „Gentrifidingsbums“? Journalist und Buchautor Christoph Twickel im FC St. Pauli-Museum.

Kein Entkommen vorm „Gentrifidingsbums“? Journalist und Buchautor Christoph Twickel im FC St. Pauli-Museum.

„Ich glaube, das ist das erste Mal für mich in einem Museum“, bekannte anschließend Jakob Groothoff alias MPC Lafote – und verarbeitete die Sehnsucht nach selbstbestimmtem Leben im Zeitalter des Turbokapitalismus im Rahmen eines rundum überzeugenden Auftritts zu tanzbarem, elektronischen HardPop aus Hamburg St. Pauli: „Der Riss geht auch durch dich hindurch!“

MPC Lafote aka Jakob Groothoff – auch bekannt als Inhaber der Hanseplatte.

Der Abend im Museum war damit noch nicht zu Ende: Bis 1 Uhr gab es braun-weiße Filme aus der beliebten FCSP-Zeitmaschine zu sehen, und viele Besucher*innen nutzten die Gelegenheit, sich entspannt mit einem Getränk von der 1910-Weinbar in die Ausstellungen „KIEZBEBEN“ sowie „Fußball – Flucht – Exil“ über den jüdischen Arzt und Fußballer Max Kulik aus St. Pauli zu vertiefen.

Auch bei der „Langen Nacht“ beliebt: Das multimediale „Stadionerlebnis“ im FCSP-Museum.

Auch bei der „Langen Nacht“ beliebt: Das multimediale „Stadionerlebnis“ im FCSP-Museum.

Kurz: Die Lange Nacht der Museen war ein weiterer Beweis dafür, wie sehr sich die seit über zwölf Jahren geleistete Arbeit der vielen Aktiven des FC St. Pauli-Museums und seines Trägervereins gelohnt hat. Wer da war, kann sich nur wünschen, dass es auch 2025 eine Lange Museumsnacht am Millerntor geben möge! Und wer die „Lange Nacht“ verpasst hat: Das FC St. Pauli-Museum ist jede Woche von Donnerstag bis Sonntag geöffnet!

Links zum Thema:

 

Text: 1910 e.V.

Fotos: Celina Albertz / Christoph Nagel

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