Noch drei Ausstellungstage: FC St. Pauli Lebenswege 1933-1945
Donnerstag, 28. April 2022, 16:00 Uhr
Spieltagsbedingt bleibt das FC St. Pauli-Museum in der Gegengerade (Heiligengeistfeld 1) am Freitag (29.4.) geschlossen. Ab Sonnabend (30.4., von 11 bis 19 Uhr) ist es wieder geöffnet und setzt seine Mitwirkung an der "Woche des Gedenkens Hamburg-Mitte" fort: Parallel zur Dauerausstellung KIEZBEBEN informieren 32 Rollups mit vielen Fotos über den FC St. Pauli im Nationalsozialismus (mehr darüber könnt Ihr hier nachlesen!). Zwei Ausstellungen zu einem Preis!
Wer dieses Angebot nutzen möchte, sollte sich beeilen: "FC St. Pauli: Lebenswege 1933-45" ist in diesem Jahr neben dem Sonnabend (30.4.) nur noch an zwei Öffnungstagen zu sehen, nämlich am Freitag (5.5., von 15 bis 19 Uhr) und Sonnabend (6.5., von 11 bis 19 Uhr). Danach endet die Ausstellung; die "Woche des Gedenkens" läuft noch einen Tag länger.
Die Aufstellung der "Lebenswege"-Ausstellung inmitten des KIEZBEBENs führt zu spannenden Kontrasten und Verknüpfungen. So ist der historische Teil über den Stadtteil zwischen 1933-45 mitten im "Hafenstraßen"-Panorama platziert – und öffnet optisch und inhaltlich ein Spannungsfeld.
Ihre Premiere hatte die "Lebenswege"-Ausstellung 2020 in der St. Pauli-Kirche. Sie knüpft an die Sonderausstellung "Fußball in Trümmern. FC St. Pauli im 'Dritten Reich'" an, die das FC St. Pauli-Museum 2017 präsentierte. Diese zeigt einen ungewohnten FC St. Pauli: Heute ist er für "Klare Kante gegen Rechts" bekannt. Doch wie verhielten sich der Kiezclub und seine Mitglieder im "Dritten Reich"?
Dieser Frage geht die Ausstellung anhand der Lebenswege von acht St. Paulianern nach – von den Verfolgten über den "Wehrkraftzersetzer" bis hin zum NS-Karrieristen. Welche Möglichkeiten hatten einzelne Personen, ihr Leben im "Dritten Reich" zu gestalten? Welche Konsequenzen hatten ihre Entscheidungen und Handlungen – für den Verein, für sich selbst, für ihre Mitmenschen? Wie gingen sie mit dem Verein – und wie der Verein mit ihnen um?
Der nachdenkliche Epilog der Ausstellung – im Anschluss an den Hauptteil mit den Lebenswegen von acht St. Paulianern – beginnt in bewusstem Kontrast zu dem großen Bild, vor dem er positioniert ist: Die Feier am Ende der Saison 1988/89 im wuchtigen Vergleich zum zerstörten Millerntor mit der alten Turnhalle anno 1945.
"Es ist der 15. April 1945", heißt es dazu. "Mitten im zerstörten Hamburg tragen zwei Mannschaften ein Fußballspiel aus. Es sind der SC Victoria – und der FC St. Pauli. Das Spiel endet 4:3 für Braun-Weiß. Es ist das letzte Punktspiel Deutschlands vor dem Ende des Krieges. ... Von diesem Tag gibt es keine Bilder. Unser Foto vom Heiligengeistfeld ist ein Symbol – genau wie jenes Spiel. Denn eigentlich spielten der FC St. Pauli und seine Mitglieder schon seit 1933 Fußball in Trümmern: Was 1945 die Ruinen der Stadt waren, war 1933 die Zerstörung von Freiheit, Grundrechten und Demokratie."
Spannend ist auch der inhaltliche Kontrast zwischen dem politischen FC St. Pauli, der in den 80er- und 90er-Jahren geboren wurde und sich immer noch weiter entwickelt – und dem "Mitläuferverein", der in der Lebenswege-Ausstellung sichtbar wird. Er erinnert daran, wie wichtig politisches Engagement gegen Rechts ist und bleibt. Denn Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit!
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Text: 1910 e.V.
Fotos: Christoph Nagel / Sabrina Adeline Nagel / Archiv 1910 e.V.