"Auf die Partie freut man sich nicht nur als Spieler"
Freitag, 29. Oktober 2021, 12:30 Uhr
Vor dem Spiel bei Werder Bremen am Sonnabend (30.10., 13:30 Uhr) nahm sich Timo Schultz auf der Pressekonferenz ausführlich Zeit, um auf die Fragen der Presse zu antworten. Dabei sprach unser Cheftrainer unter anderem über...
...die körperliche Frische nach dem Pokalspiel Dresden: "Jeder, der das Spiel in Dresden gesehen hat, konnte erkennen, dass das für einige Spieler wirklich am Limit oder vielleicht schon drüber war. Wir haben gestern nur regenerativ trainiert. Ich habe mit jedem Spieler gesprochen. Wir sind ohne große Blessuren rausgekommen, das ist ja schon mal das Wichtigste. Trotzdem glaube ich, dass uns ein bisschen Frische auf dem Platz guttun würde und kann mir durchaus vorstellen, auf einigen Positionen auch durchzutauschen."
...mögliche Veränderungen in der Startelf: "Ich glaube jeder weiß, dass ich sehr ungern meine Achsenspieler austausche. Das ist auch immer davon abhängig, wo wir eine Alternative auf welcher Position haben. Dann stellt man sich die Frage, was zum Gegner passen könnte. Ich bin kein Typ, der sieben oder acht Positionen tauscht. Eher zwei oder drei."
...die Einsatzchancen von Eric Smith: "Nein, Eric ist noch nicht so weit."
...seine Beziehung zu Werder: "In Bremen ging es für mich erst so richtig los. Meine ersten Schritte im Profifußball bin ich bei Werder Bremen gegangen. Damals war Axel Plaat mein erster Trainer. Später dann Thomas Schaaf. Es war für mich das erste Mal von Zuhause weg in einer großartigen Stadt. Bremen ist absolut lebenswert. Ich habe dort auch mein Abi gemacht. Von daher werde ich die Zeit immer in schöner Erinnerung behalten. Viele meiner ehemaligen Mitspieler oder damals schon Verantwortliche sind immer noch im Verein und ich habe auch hier und da noch Kontakt, aber es ist ganz schön lange her. Von daher ist es für mich etwas Besonderes, jetzt als Cheftrainer vom FC St. Pauli in ein voll besetztes Weserstadion zurückzukehren."
...über die Entwicklung, als Cheftrainer gegen seinen Ex-Verein am Seitenrand zu stehen: "Das ist etwas, das sich entwickelt hat. Ich habe die letzten Jahre konsequent daran gearbeitet, mich als Trainer weiterzuentwickeln. Natürlich hat man dann auch das Ziel, höchstmöglich zu trainieren. Dass wir mit St. Pauli im Weserstadion auflaufen, ist auf der einen Seite eine schöne Sache, auf der anderen Seite natürlich für Werder nicht ganz so toll. Die wären sicherlich lieber in der ersten Liga geblieben. Auf die Partie freut man sich aber nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer."
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...die aktuelle Situation: "Es ist eine schöne Momentaufnahme für uns. Ich glaube, dass wir uns das im Laufe des Jahres und der aktuellen Saison verdient haben. Trotzdem können wir uns dafür jetzt vor dem Spiel nichts kaufen. Für uns geht es jetzt erst einmal darum, alle Kräfte zu sammeln und zu gucken, welche Elf wir auf dem Platz bekommen. Das liegt in meiner Verantwortung in den nächsten Tagen. Ich habe zudem zu meinen Spielern gesagt, wir können in das Spiel reingehen und es komplett genießen. Wir sind in einer super Situation und wir wissen, was wir können. Wir werden auch in Bremen wieder auf Angriff spielen und werden versuchen, ein Spektakel zu liefern, genauso wie die Heimmannschaft. Da können sich die Zuschauer auf ein tolles Spiel freuen. Wenn wenn wir dann am Ende noch was mitnehmen, dann wäre das natürlich fantastisch."
...eine mögliche Favoritenrolle: "Es ist schon kurios, wenn man als St. Pauli relativ früh in der Saison ins Weserstadion fährt und dort vielleicht sogar als Favorit auflaufen sollte. Das sehe ich ehrlich gesagt nicht so. Allein wenn man sich die Möglichkeiten anschaut, die beide Clubs haben. Was den Marktwert von Werders Kader und das Gesamtbudget des Vereins angehen, können wir uns nicht mit ihnen messen. Trotzdem sind wir sportlich in einer sehr komfortablen Situation und wir wissen auch um unsere Stärken und wenn wir die auf Platz kriegen, sind wir absolut konkurrenzfähig. Dann rechnen wir uns auch etwas aus."
...die wichtigsten Aufgaben am Wochenende: "Wir müssen gegen den Ball stabil stehen. Das haben wir in der Saison gut hinbekommen. Darüber hinaus ist klar, dass man bei vielen Balleroberungen selbst gefährlich werden kann. Außerdem müssen wir die Standards weiterhin sehr gut verteidigen."
...die taktische Ausrichtung von Werder Bremen: "Markus Anfang ist taktisch sehr flexibel und passt sich, gerade im Defensivverhalten dem Gegner teilweise an. Wir müssen mit allem rechnen. Ich denke, bei einer Doppelspitze Füllkrug und Ducksch gibt es Schlechteres in der Liga. Auf der anderen Seite haben wir eine klare Zuteilung. Wir werden es so nehmen, wie es ist. Ich glaube, dass wir ganz gut eingespielt sind in unserem System und eigentlich auch von vornherein wissen, wie wir uns verhalten müssen. Egal wie der Gegner spielt. Ob ein Sechser, zwei Sechser, Dreierkette, Viererkette. Da sind wir mittlerweile sehr gut dabei. Das zeichnet uns auch momentan aus. Das wird aber nicht das Entscheidende sein. Das Entscheidende wird sein, dass wir topfit und vom Kopf her frisch in das Spiel reingehen, unsere Zweikämpfe annehmen und dass wir Bock haben, dem Ball hinterher zu rennen. Das gehört zum Fußball dazu und alles andere spielt sicherlich auch eine Rolle. Man darf es aber auch nicht kleiner machen als es ist. Es wird aber nicht der entscheidende Faktor sein, ob man das Spiel gewinnt oder verliert."
...die Spieler, die aktuell weniger Einsatzzeiten erhalten: "Wenn ich sehe, wie die Jungs hier an der Kollaustraße trainieren und Gas geben, dann ist das die richtige Reaktion und so soll man sich verhalten. Es hat sich auch gezeigt in den letzten Wochen, dass, wenn wir in der Startformation oder während des Spiels wechseln, die neuen Spieler uns einen richtigen Push geben können. Da sehe ich nicht nur Finn Ole Becker, sondern auch andere, die auf einem guten Weg sind, die teilweise auch länger verletzt waren und ernsthafte Alternativen sein können. Da haben wir eine sehr große Auswahl. Das ist eine Situation, von der träumt man als Trainer.“
(lf)
Fotos: Witters