„Die Wahrheit liegt auf dem Platz und da müssen wir abliefern“
Mittwoch, 29. November 2023, 12:40 Uhr
Das Derby rückt immer näher, am Freitagabend (1.12., 18:30 Uhr) ist es soweit. Vor dem Heimspiel gegen den Stadtrivalen nahm sich Cheftrainer Fabian Hürzeler am Mittwoch (29.11.) sehr viel Zeit für die vielen Fragen der Medienvertreter*innen und sprach dabei u.a. über...
…die personelle Situation und sein Eindruck von der Mannschaft: „Stand jetzt sind alle einsatzfähig. Beide Mannschaften haben gestern mit einer großen Intensität und großen Euphorie trainiert. Speziell auch die Spieler, die zuletzt nicht im Kader waren oder nicht gespielt haben. Auch sie haben außerordentlich gut trainiert. Es ist immer die Qual der Wahl, die richtige Entscheidung zu treffen. In Rostock durfte Maurides in den Kader, weil er es sich verdient hat. Dafür musste ich Danel Sinani und Andreas Albers sagen, dass sie zuhause bleiben. Jetzt kann es anders aussehen. In der jetzigen Phase, mit so vielen Spielen in kürzester Zeit, werden wir alle brauchen.“
…die Schlussphase beim Spiel in Rostock: „Es war eine spezielle Situation, als wir das 3:2 kassieren. Da kommen dann noch mal die Fans und es wird hitzig und emotional. Wir waren sehr ehrlich miteinander, dass wir das Spiel aus der Hand gegeben haben. Für mich als Trainer war es entscheidend, in die Spieler reinzuhören. Das war für mich sehr wertvoll, um gewisse Schlüsse ziehen zu können, die wir hoffentlich dann auch in die nächsten Spiele einbeziehen können, sollte so eine Situation noch mal vorkommen.“
…den HSV: „Erster gegen Zweiter – mehr geht nicht. Von der Qualität her erwartet uns ein sehr schwerer Gegner, der ähnlich wie wir einen spielerischen Ansatz und hohe Ballbesitzwerte hat. Sie versuchen, von hinten heraus zu eröffnen. Der HSV hat klare Abläufe in der Spieleröffnung mit viel Spielen und Gehen. In der letzten Linie haben sie meist fünf Spieler positioniert. Sie versuchen immer wieder, auf den Außenbahnen Überzahl zu kreieren. Im Sturm haben sie mit Robert Glatzel einen Topstürmer, der gerne mitspielt und sich fallen lässt, der in der Box aber auch extrem gefährlich ist. Auch im letzten Drittel haben sie klare Abläufe und spielen da bewusst auch oft auf den zweiten Pfosten. Der HSV ist mit dem Ball richtig gut, sie sind aber auch unheimlich gefährlich im Umschaltspiel. Wenn sie mal tiefer stehen, das wird im Spiel gegen uns auch mal vorkommen, dann haben sie auch eine gewisse Qualität im Umschalten. Es wird eine große Herausforderung. Die gehen wir mit maximaler Freude und Professionalität an.“
…die eigene Spielweise: „Beide Mannschaften haben ihre Stärken mit dem Ball. Wir versuchen, unsere Lösungen durchzubringen und den HSV ins Verteidigen zu bringen. Unsere Herangehensweise ist, dass sie auch tief verteidigen müssen. Das ist unsere Herangehensweise in der bisherigen Saison gewesen und das wollen wir auch gegen den HSV tun.“
…das Aufeinandertreffen mit HSV-Coach Tim Walter: „Ich bringe jedem Trainerkollegen Respekt entgegen, auch ihm. Nicht nur wegen seiner Persönlichkeit, sondern auch aufgrund seiner Arbeit. Wie werden wir uns begegnen? Ich werde jedem Verantwortlichen des HSV definitiv die Hand reichen, auch nach dem Spiel. Ich betone es immer wieder, dass Emotionen zum Fußball dazu gehören. Ich hoffe, dass wir die Emotionen respektvoll gestalten können. Das ist mir sehr wichtig, unabhängig davon, wer als Sieger vom Platz gehen wird.“
…die besonderen Rahmenbedingungen und die hohe mentale Anforderung für die Spieler: „Extrem entscheidend in solchen Spielen ist es, die persönlichen Duelle zu gewinnen. Davon wird es viele geben. Die muss man annehmen und gewinnen – sowohl defensiv als auch offensiv. Ich rede zudem oft von einem Momentum in einem Spiel. Es wird auch entscheidend sein, das Momentum auf unsere Seite zu ziehen. Das gelingt nur, wenn du einerseits die persönlichen Duelle gewinnst und andererseits weißt, dass du die Unterstützung von deinen Mitspielern hast, die dich mental unterstützen und dir auch mit Körpersprache das Gefühl geben, mehr Spieler auf dem Platz zu sein. Für mich wird es nicht nur entscheidend sein, was wir taktisch auf den Platz bringen, sondern dass wir uns das Momentum erarbeiten. Das fliegt uns nicht einfach so zu, das musst du dir durch die persönlichen Duelle und Intensität erarbeiten und verdienen. Beim Spiel in Rostock konnte man sehen, als sich Rostock durch den Anschlusstreffer das Momentum erarbeitet hat und dann eine besondere Atmosphäre entstanden ist. Es ist ein Learning für uns. Wir können nicht davon ausgehen, dass uns die Fans von der ersten Sekunde unterstützen. Wir müssen den Fans auf dem Platz durch ein mutiges und konsequentes Auftreten etwas geben, damit sie uns von der Tribüne aus unterstützen. Es wird ein Punkt sein, den wir zu unserem Nutzen machen können, wenn nicht sogar müssen. Zuhause am Millerntor mit unseren Fans im Rücken ist es definitiv ein Vorteil und den sollten wir uns auch zu Nutze machen. Die Dinge, die wir auf dem Platz beeinflussen können, müssen wir maximal gut machen. Es wird durch die Atmosphäre maximaler Stress und Druck vorhanden sein. Wir wollen unseren Stil durchbringen. Wir wollen mutig von hinten raus Fußball spielen und mutige Lösungen nach vorne finden. Das wird die große Herausforderung sein. Es wird der nächste Stresstest für die Mannschaft sein.“
…die Bedeutung des Derbys: „Im Vorfeld des Spiels merke ich, dass eine gewisse Anspannung in der Luft liegt und ein gewisses Kribbeln vorhanden ist. Nicht nur bei uns, sondern auch in der Stadt. Ich kann das sehr gut ausblenden und mich wirklich darauf konzentrieren, was die Inhalte auf dem Platz betrifft. Das wird das Entscheidende sein. Dass wir versuchen, unser Spiel durchzubringen – unabhängig von der Bedeutung des Spiels und der Atmosphäre. Es geht auch in diesem Spiel nur um drei Punkte. Es ist aber eine besondere Brisanz im Spiel, es geht um die Stadtmeisterschaft. Dessen sind wir uns bewusst. Unsere Aufgabe ist ganz klar, die Stadtmeisterschaft wieder zurückzuholen. Die liegt aktuell beim HSV und das wollen wir definitiv ändern.“
…das mögliche Innehaben der Favoritenrolle: „Es gibt in dem Spiel keinen Favoriten. Es ist ein 50:50-Spiel, in dem es darum geht, das Momentum auf deine Seite zu ziehen. Der Respekt voreinander ist groß. Die Wahrheit liegt dann einfach auf dem Platz und da müssen wir abliefern. Unabhängig davon, wie die Saison bislang gelaufen ist, ist Fußball ein Tagesgeschäft. Es kommt immer nur auf das nächste Spiel an und da abzuliefern und Ergebnisse zu erzielen.“
(hb)
Fotos: Witters